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Das Pferdegebiss

Der geschenkte Gaul
Jeder kennt das Sprichwort »Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul« - gemeint ist damit »Freu dich über das Geschenk und hinterfrage es nicht«. Allerdings: der Blick ins Maul kann viel über ein Pferd verraten. Denn die Zähne verraten nicht nur das ungefähre Alter des Pferdes, sondern auch einiges über seine Gesundheit. Daher sollten Pferdebesitzer doch hin und wieder einen Blick ins Maul des Pferdes werfen, nicht dass da eine unliebsame Überraschung wartet.

Häufig machen sich Probleme im Pferdegebiss beim Fressen mit eindeutigen Symptomen bemerkbar, aber auch beim Reiten kann es zu Auffälligkeiten kommen, bei denen aufmerksame Pferdebesitzer auch Zahnprobleme im Hinterkopf haben sollten.

Zähne und Gebiss sollten regelmäßig kontrolliert werden

Aufbau des Gebisses
Ein gesundes, erwachsenes Pferd hat im Alter von fünf bis sechs Jahren zwischen 36 und 44 Zähnen im Maul. Die Gesamtzahl der Zähne teilt sich auf in zwölf Schneidezähne (Inzisivi), zwölf vordere Backenzähne (Praemolare) und zwölf hintere Backenzähne (Molare). Häufig entwickelt sich am ersten und am letzten Backenzahn ein Haken oder eine Rampe, die den gegenüberliegenden Zahn zu stark abreiben. Zwischen den Schneidezähnen und den Backenzähnen befindet sich eine große Lücke. In dieser Lücke findet die Gebissstange, das Trensengebiss oder die Kandare des Zaumzeuges ihren Platz.

Die Schneidezähne haben hauptsächlich die Funktion, Futter wie Gras abzubeißen. Die Backenzähne zermahlen das Futter und schieben es mit Hilfe der Zunge systematisch nach hinten in Richtung des Schlundes, wo es zum Abschlucken des Futters kommt.

Dazu kommen bei Hengsten und Wallachen noch null bis vier Hengstzähne oder Eckzähne (Caninus). Übrigens auch Stuten haben manchmal Hengstzähne und nicht jedes männliche Pferd bekommt sie. Die Hengstzähne befinden sich in der großen Lücken zwischen Schneidezähnen und Backenzähnen, liegen aber meistens so weit vorne, dass das Gebiss beim Reiten nicht daran stößt. Die Hengstzähne sind mitunter sehr lang, abgebrochen, scharfkantig oder sind als fleißige Zahnsteinsammler aktiv.

Manche Pferde haben zusätzlich noch ein bis vier so genannte Wolfszähne. Die Wolfszähne sind etwa Stecknadel- bis Fingergroß und sie werden oft mit den Hengstzähnen verwechselt. Wolfszähne sind Überbleibsel der Evolution. Die kleinen, meist recht verkümmerten Zähnchen liegen vor den ersten Backenzähnen. Manchmal direkt am Backenzahn, manchmal aber auch weiter vorne. Sie sind nicht immer zu sehen, sondern verstecken sich manchmal unter dem Zahnfleisch - die sogenannten »blinden Wolfszähne«. Manchmal sitzen die Wolfszähne ungünstig und verursachen Schmerzen, da das Stangengebiss beim Annehmen des Zügels auf die Wolfszähne drückt. Ein Wolfszahn stört aber nicht generell, sondern es gibt auch Wolfszähne, die so groß sind, dass sie wie ein zusätzlicher Backenzahn sich in der Zahnreihe unauffällig verhalten.

Pferdezähne schieben sich im Jahr durchschnittlich etwa 2 bis 4 mm aus den Kiefern heraus und nutzen sich im Regelfall auch ebenso viel ab. Normalerweise sollten die Schneidezähne, Backenzähne und das Kiefergelenk in einer gewissen Winkelung zueinander stehen, denn nur so ist eine Balance bei den sehr kraftvollen Kieferausschlägen herzustellen und die Zerkleinerung des Futters erfolgt reibungslos und ohne Schmerzen für das Pferd.

Hinweis: Bei der Geburt haben die meisten Fohlen schon zwölf bis 16 Milchzähne, das sogenannte Milchzahngebiss.

Aufbau des Pferdegebisses im Unterkiefer

Milchzähne und der Wechsel
Pferde entwickeln kein vollständiges Milchzahngebiss. Nur die zwölf Schneidezähne (Inzisivi) und die ersten zwölf Backenzähne (Praemolare) werden als Milchzähne angelegt. Die hinteren Backenzähne (Molare) und die Hengstzähne (Caninus) kommen direkt als bleibende Zähne.

Die inneren Schneidezähne und die ersten zwölf Backenzähne sind schon bei der Geburt angelegt oder brechen in den ersten beiden Lebenswochen durch. Die mittleren Schneidezähne folgen in der vierten bis sechsten Lebenswoche. Die äußeren Schneidezähne lassen sich bis zum 6. bis 9. Lebensmonat Zeit.

Zu diesem Zeitpunkt sind auch schon die ersten bleibenden Zähne unterwegs. Die ersten der hinteren Backenzähne wachsen direkt als bleibende Zähne in einem Alter von sechs bis zwölf Monaten. Die Nächsten der hinteren Backenzähne kommen mit etwa zwei bis zweieinhalb Jahren und die letzten der hinteren Backenzähne brechen mit dreieinhalb Jahren durch.

Die Milchzähne werden im Alter zwischen zweieinhalb und viereinhalb Jahren gewechselt. Den Anfang machen nach etwa zweieinhalb Jahren die mittleren Schneidezähne und die ersten der vorderen Backenzähne. Mit drei Jahren folgt der zweite Backenzahn. Etwa ein halbes Jahr später folgt der mittlere Schneidezahn. Mit vier Jahren wechselt der dritte der vorderen Backenzähne und mit viereinhalb der äußere Schneidezahn.

Den Abschluss der Zahnentwicklung bildet der Hengstzahn, so er denn kommt, der sich in einem Alter von vier bis fünf Jahren zeigt. Wenn Wolfszähne angelegt sind, zeigen sie sich bereits im fünften bis sechsten Lebensmonat.

Hinweis: Das Problem mit den Zahnwechsel ist, dass er zeitlich mitten ins Anreiten fällt. Ist ein Zahn wackelig oder frisch ausgefallen, kann das das Pferd irritieren.

Pferdezahnaufbau
Man hört immer wieder, dass Pferdezähne ein Leben lang nachwachsen. Das stimmt so nicht ganz. Die Zähne werden sehr lang angelegt und werden bis zu einem Alter von 15 Jahren kontinuierlich nachgeschoben, um den Abrieb der Zähne auszugleichen. Der beträgt etwa 2 bis 4 Millimeter. Die Zähne bestehen aus der sichtbaren Krone, der noch im Knochen steckenden Reservekrone, deren Länge im Alter abnimmt und der Zahnwurzel, über die die Zähne mit Blut und Nerven versorgt wird.

Der Zahn besteht aus mehreren Schichten. Von außen nach innen sind das der Zement, der Schmelz, das Zahnbein und in der Mitte die Zahnhöhle, die ihrerseits Blutgefäße und Nerven beinhaltet.

Bei jungen Pferden ist zusätzlich der Schmelzbecher sichtbar. Diese Einstülpung der Kaufläche wird auch Kunde genannt. Sie nutzt sich bis zu einem Alter von etwa sieben Jahren ab. Bis dahin sind in der Mitte der Zähne die selben drei Zahnschichten sichtbar. Mit etwa acht Jahren wird das so genannte Zahnsternchen sichtbar. Dabei handelt es sich um die mit Dentin aufgefüllte Zahnhöhle.

Zahnpflege
Die Kauflächen der Backenzähne von Oberkiefer und Unterkiefer treffen nicht genau aufeinander. Der Unterkiefer ist schmaler als der Oberkiefer. Schließt das Pferd sein Maul, trifft nur etwa ein Drittel der Kaufläche aufeinander. Zusätzlich sind die Kauflächen nicht gerade, sondern von oben innen nach unten außen geneigt.

Bei den meisten Pferden ist die Abnutzung der Zähne durch die Kaubewegung nicht ganz gleichmäßig. Meist bleiben bei den unteren Zähnen Kanten an der Innenseite stehen und bei den oberen Zähne entstehen diese Kanten an der Außenseite. Diese Kanten können sehr scharf sein und zu Verletzungen an der Zunge und den Backen führen.

Gerade bei Pferden mit Vollblutanteil ist der Unterkiefer oft etwas nach hinten verlagert. Dann nutzt sich der vorderste Backenzahn am Oberkiefer nicht gleichmäßig ab und es bildet sich ein Buckel am vorderen Ende des Zahns.

Passen die Schneidezähne nicht perfekt aufeinander, bilden sich auch hier Buckel, die die Kaubewegung stören. Am häufigsten treten die Buckel am äußeren Schneidezahn im Oberkiefer auf.

Auch an den Schneidezähnen können sich übrigens scharfe Kanten bilden oder die Schneidezähne werden so lang, dass die Backenzähne nicht mehr richtig schließen.

Diese Kanten und Buckel stören das Pferd beim Kauen und machen das Fressen anstrengender und im Extremfall sogar unmöglich. Daher sollten Sie regelmäßig abgeschliffen werden, so dass das Pferd wieder gut kauen kann.

Dadurch wird nicht nur die Futterverwertung besser, sondern auch die Rittigkeit des Pferdes. Denn die Kaumuskulatur ist ein wichtiger Faktor dafür, wie das Pferd auf die Zügel reagiert. Schmerzt jede Zügelhilfe in der verspannten Kaumuskulatur, sinkt der Wille des Pferdes mitzuarbeiten.

Um zu testen, ob ein Pferd starke Haken hat, kann man versuchen den Unterkiefer bei geschlossenem Maul hin und herzuschieben. Geht das schlecht oder man spürt die Zähne über die Haken springen, ist es Zeit für eine Zahnbehandlung.

Allgemein sollte das Gebiss eines Pferdes mindestens einmal pro Jahr von einem Spezialisten überprüft werden. Bei Pferden mit Zahnproblemen kann das noch häufiger nötig sein. Gerade im Zahnwechsel sollte der Besitzer zusätzlich regelmäßig ins Maul schauen, ob alles in Ordnung ist.

Quelle: Internet

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