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Reithalfter

Zu den Zäumungen der klassischen Reiterei gehört zumeist noch ein Reithalfter. Es soll dem Unterkiefer eine Stütze geben und gegen zu starke Einwirkung am Kieferknochen schützen. Außerdem gibt es dem Druck auf die Laden ein Gegengewicht und überträgt so einen Teil des Druckes auf das Nasenbein. Es verhindert das Aufsperren des Mauls, mit dem sich das Pferd den Hilfen entzieht. Es nimmt dem Pferd aber auch jegliche Möglichkeit, sich so übermäßiger Einwirkung der Reiterhand über das Gebiss zu entziehen. Eine Eigenschaft, die nur zu oft missbräuchlich verwendet wird.

In der Westernreitweise wird in der Regel ohne Reithalfter geritten. Hier gilt das selbige als Hilfszügel. Es wird nur verwendet, wenn das Pferd sich angewöhnt hat, sich der Einwirkung durch das Gebiss grundsätzlich zu entziehen, indem es das Maul aufsperrt. Aufgrund dessen wird das Reithalfter hier üblicherweise als Sperrhalfter bezeichnet.

Im Pferderennsport werden alle möglichen und gängigen Zäume verwendet und teilweise mit diversen Aufsätzen zu bestimmten Zwecken bestückt.

Entscheidend für die korrekte Einwirkung eines Reithalfters ist auch die Auswahl desselben unter Beachtung der Kopfform des betreffendes Pferdes.

Knotenhalfter zum Reiten

Seilhalfter oder Knotenhalfter
In vielen Kulturen wird das Zaumzeug aus einem Seil geknotet und dient gleichzeitig als Reithalfter und zum Führen und unter Umständen auch zum Anbinden des Pferdes. Aufgrund der scharfen Einwirkung auf den empfindlichen Pferdekopf darf das Pferd mit Knotenhalfter nur lose angebunden werden, damit das Pferd sich nicht verletzt, wenn es sich losreißen will.

Deutsches Reithalfter
Diese Art von Reithalfter ist das Älteste unter den Reithalftern. Es wurde bereits vor über 100 Jahren in der Kavallerie eingesetzt. Ein Lederriemen, der als Nasen- und Kinnriemen dient, wird durch dafür vorgesehene Schlaufen am Backenstück gezogen, ähnlich wie beim Fahrzaum.

Richtig verschnallt sollte es etwa zwei Finger breit unterhalb des Jochbeins liegen, wobei die Lage hier durch die Länge der Backenstücke bestimmt wird. Durch diese Kombination ist die Lage des Halfters am Pferdekopf relativ festgelegt. Es findet vorwiegend an Shetty- und Kaltbluttrensen sowie an Fahrzäumen Verwendung. Da es weniger Verstellmöglichkeiten bietet ist es nur noch selten zu sehen, obwohl es ausreichend wirkt, wenn auch nicht in dem Maße wie ein »richtiger« Sperrriemen. Durch die Lage unterhalb des Kiefergelenks kann das Pferd zwar uneingeschränkt kauen, jedoch das Maul nicht soweit aufsperren wie normal. Auch hier gilt bei der Verschnallung: zwischen Riemen und Pferdekopf sollten mindestens zwei Finger passen.

Hannoversches Reithalfter, englisch verschnallt

Hannoversches Reithalfter
Noch vor nicht allzu langer Zeit war das Hannoversche das am meisten verbreitete unter den Reithalftern bis es vom Kombinierten Reithalfter verdrängt wurde. Erfunden wurde es Mitte des 19. Jahrhunderts an der Kavallerieschule Hannover von E. F. Seidler. Es besteht aus einem Backen- und Genickstück, an dem sich an der Seite eine Schnalle zum Einstellen der richtigen Länge befindet. Als Abschluss ist an beiden Seiten ein kleiner Ring eingearbeitet, an denen der Nasenriemen und die zwei kleinen Kinnriemen, welche in der Kinngrube verschnallt werden, befestigt sind.

Verschnallt wird das Hannoversche Reithalfter so, dass der Nasenriemen auf dem knöchernen Teil der Nase zum Liegen kommt, d.h. mindestens 4-5 Finger breit oberhalb der Nüstern. Er wird über den Gebissringen in der Kinngrube verschnallt, so dass noch locker zwei Finger darunter Platz haben. Wird das Reithalfter zu eng verschnallt, so kehrt sich die Wirkung ins Gegenteil um. Das Pferd kommt nicht mehr richtig zum Kauen, kann folglich das Gebiss nicht mehr annehmen und die Reiterhilfen kommen nicht mehr zum Pferd durch.

Ein zu tief verschnalltes Hannoversches Reithalfter beeinträchtigt die Lufttrompete. Das hannoversche Reithalfter ist besonders geeignet für Pferde mit eher langem und geradem Kopf oder dem bei früheren Hannoveranern oft anzutreffenden leichten Ramskopf, vor allem aber für solche mit einer langen Maulspalte. Bei kurzen und/oder keilförmigen Köpfen und vor allem solchen mit kurzer Maulspalte kann eine korrekte Verschnallung hingegen schwierig werden, dann ist ein anderes Reithalfter vorzuziehen.

Bei der Ausbildung junger Pferde können die Zügel in die Trensenringe und zusätzlich in den kleinen Ring am Reithalfter geschnallt werden. Das ermöglicht ein maulschonendes Anreiten, da ein Teil der Wirkung auf die Nase verteilt wird.

Das hannoversche Reithalfter wird gelegentlich auch so verschnallt, dass es wie ein Deutsches Reithalfter etwa zwei Finger breit unter dem Jochbein liegt.

Englisches Reithalfter

Englisches Reithalfter
Das Englische Reithalfter besteht neben einem Backen-Genick-Teil aus einem etwa zwei Zentimeter breiten, gut gepolsterten Nasenriemen, der sich etwa 2-3 cm unterhalb des Jochbeins befinden sollte. Es ist also etwa doppelt so breit wie der Nasenriemen des Hannoverschen Sperrhalfters. Im Gegensatz zu diesem mindert es jedoch nicht den Druck auf die Laden, indem es einen Teil des Druckes auf die Nase überträgt. Es soll lediglich das Pferd daran hindern, das Maul zu weit aufzusperren. Im »Ruhezustand« ist das Englische Reithalfter also nahezu wirkungslos. Es zeigt erst Wirkung, wenn das Pferd das Maul aufsperren will und verhindert so, dass sich das Pferd der Einwirkung des Reiters entzieht.

In Deutschland findet man das Englische Reithalfter in aller Regel nur noch unter der Kandare, selten als alleinige Zäumung. Für die Kandarenzäumung eignet sich das Englische Reithalfter gut, da es nicht mit den Anzügen kollidiert.

Kombiniertes Reithalfter

Kombiniertes Reithalfter
Das Kombinierte Reithalfter wird auch als Irisches Reithalfter bezeichnet. Es wird in Deutschland am häufigsten verwendet, da es das Hannoversche in den letzten Jahrzehnten weitgehend verdrängte.

Es ist im Prinzip ein Englisches Reithalfter mit einem zusätzlichen dünnen, Sperr- oder Pullerriemen. Dieser wird durch eine kleine Schlaufe in der Mitte des Nasenriemens geführt und in der Kinngrube geschlossen. Der Sperriemen liegt beim Kombinierten Reithalfter etwas schräg.

Das Kombinierte Reithalfter soll die Vorteile des Hannoverschen und die des Englischen Reithalfters vereinigen. Ordentlich verschnallt und gut angepasst wäre das auch der Fall, aber häufig werden die Nasenriemen zu tief verschnallt und infolgedessen behindert der Sperrriemen die Lufttrompete. Überdies vertreten viele Reiter noch immer die Meinung, der Sperrriemen müsse möglichst fest verschnallt werden.

Ein zu hoch verschnallter Nasenriemen kann am Jochbein scheuern. Das Kombinierte Reithalfter gibt es auch als Schwedisches Reithalfter, an welchem der Nasenriemen durch eine Umlenkschnalle hindurch zurückgeführt und verschnallt wird. Die Wirkung ist ähnlich der eines Flaschenzugs, so dass der Nasenriemen sehr viel fester verschlossen werden kann bei wesentlich geringerem Kraftaufwand. Das führt oft dazu, dass das Reithalfter zu eng verschnallt wird. Vielleicht ist das der Grund, weshalb die meisten Schwedischen Reithalfter sehr gut abgepolstert sind.

Häufig sieht man das Kombinierte Reithalfter heute auch ohne den Sperrriemen, offenbar als Ersatz für das auf dem deutschen Markt als Bestandteil von Trensenzäumen nur selten erhältliche Englische Reithalfter. Diese Methode ist aber kein vollwertiger Ersatz für ein solches, da die Form des Nasenriemens anders, eher breiter ist. Diese Zäumung ist zudem bei enger Auslegung der LPO (Leistungs-Prüfungs-Ordnung) für Turniereinsatz nicht zugelassen.

Mexikanisches Reithalfter

Mexikanischer Reithalfter
Das Mexikanische Reithalfter oder auch Kreuzbandhalfter ähnelt mit seinem sich auf der Nase kreuzenden Sperrriemen optisch eher dem Kombinierten Reithalfter. Hier gibt es zwei optisch ähnliche Varianten.

Die eine (unechte) ähnelt auch in der Funktion dem Kombinierten Reithalfter. Sie besteht aus zwei Riemen, die auf dem Nasenrücken in einer Rosette oder ähnlichem fest verbunden sind. Der obere Riemen wird dabei wie ein normaler Nasenriemen unter dem Unterkiefer geschlossen, der Untere wie ein Sperrriemen über dem Gebiss in der Kinngrube. Diese Rosette ist meist weich gepolstert, so dass nicht allzu viel Druck auf die Nase ausgeübt wird.

Bei der zweiten (echten) Variante werden »Sperr- und Nasenriemen« aus 2 langen Riemen gebildet, die sich ungefähr in der Mitte ihrer Länge auf dem Nasenrücken diagonal kreuzen und an jedem Ende mit dem Ende des jeweils anderen Riemens verbunden sind. Jeder Riemen bildet also wechselseitig zur Hälfte Sperr- und Nasenriemen.

Beide Riemen sind im Kreuzungspunkt auf dem Nasenrücken in einer meist dick gepolsterten Rosette durch Schlaufen so befestigt, dass sie gegen leichten Widerstand jeweils in beide Richtungen gleiten können. Bei neueren Modellen enden die Riemenenden, die zusammen die obere Hälfte des »Nasenriemens« bilden, jeweils in einem Metallring, von dem aus 2 kurze Riemen unter dem Unterkiefer miteinander verbunden werden, den unteren Teil des »Nasenriemens« bilden. In diesen Ringen ist auch das Genickstück des Reithalfters befestigt. Durch diese Konstruktionsweise ist das (echte) Mexikanische Reithalfter besonders in der neueren Variante überall in sich beweglich und kann sehr hoch verschnallt werden, ohne die Maulbewegungen in irgendeine Richtung völlig zu blockieren.

Der Vorteil des Mexikanischen Reithalfters ist, dass es, richtig, also hoch verschnallt, die Atmung des Pferdes nicht behindert und Maultätigkeit und Wirkung des Gebisses nicht beeinflusst werden. Das kann sich jedoch bei zu tiefer Verschnallung ganz schnell ändern, wenn sich die Lage der Riemen nach unten verlagert, weil das Verbindungsstück die Riemen sehr lose führt. Das führt dazu, dass die Lufttrompete beengt wird. Wird das Mexikanische Reithalfter eher locker verschnallt, tritt erst ab einem bestimmten Punkt eine sehr deutliche punktuelle Wirkung auf das Nasenbein auf, die stark beizäumend wirkt.

Bügelreithalfter
Das Bügelreithalfter ist eine Kombination aus Kombiniertem und Hannoverschen Reithalfter. Es hat einen mittig liegenden Nasenriemen, von dem aus an einem Bügel eine Schnalle oberhalb und eine unterhalb des Nasenriemens um den Kiefer läuft. Von diesen Bügeln laufen die Riemen rechtwinklig um den Kiefer.

Es wirkt etwas schärfer als die beiden oben genannten Varianten. Sperrt das Pferd das Maul auf, werden die beiden unteren Riemen nach unten gedrückt, die Kraft wird durch die Bügel auf den oberen Riemen übertragen und vereinigt, da beide Riemen über die Bügel miteinander korrespondieren.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Reithalftern liegt das Gebiss frei im Maul und wird nicht durch den Sperriemen oder den Hannoverschen Nasenriemen berührt. Dadurch wird auch ein Einklemmen der Lefzen durch anliegende Riemen verhindert. Da der Nasenriemen höher liegt als beim Hannoverschen, wird eine Einengung der Atemwege weitestgehend verhindert. Außerdem wird der Unterkiefer des Pferdes durch die beiden Kinnriemen bei Zügelzug gut abgestützt.

Unter Umständen schränkt es jedoch die Kautätigkeit ein, da durch die beiden seitlichen Bügel eine Seitwärtsbewegung des Kiefers behindert wird. Aufgrund der beiden seitlichen Bügel wird das Bügelreithalfter auch häufig bei Pferden angewandt, die die Zunge seitlich heraushängen lassen.

Bei der Verschnallung achtet man wie immer auf die korrekte Lage des Reithalfters. Diese ist durch die Abstände beider Riemen vom Gebiss vorgegeben, sie müssen auf beiden Seiten etwa gleich sein und so locker sein, dass mindestens zwei Finger darunter Platz haben. Es sei aber gesagt, dass dieses Reithalfter seine Wirkung auch dann nicht verfehlt, wenn es etwas lockerer als üblich verschnallt wird.

Kineton-Reithalfter
Das Kineton-Reithalfter sieht man hierzulande nur noch sehr selten. Es wurde in England entwickelt und wird dort hauptsächlich beim Jagdreiten eingesetzt wird, um mehr Kontrolle über heftige Pferd zu haben.

Das Halfter besteht aus zwei Bügeln, die über den Nasenrücken hinweg mit einem Lederriemen verbunden sind. Diese Bügel werden um das Gebiss herum gelegt. Wirkt der Reiter normal ein, so ist auch die Einwirkung auf das Gebiss normal. Sperrt das Pferd jedoch im Maul und versucht sich so den Zügelhilfen zu entziehen, leiten die Bügel den Druck auf den Nasenrücken weiter.

Das Kineton hat jedoch zwei gravierende Nachteile: Dadurch, dass Gebiss und Bügel unmittelbar aufeinander treffen, passiert es sehr leicht, dass die Mundwinkel dazwischen eingeklemmt werden. Ein weiterer Nachteil ist der lose Nasenriemen. Hier fehlt das Gegenstück, der Kinnriemen, so dass der Nasenriemen locker oben aufliegt. Dadurch rutscht er meist auf der Nase weiter nach unten. Wirkt der Reiter dann auch nur mäßig ein, werden sofort die Atemwege eingeengt.

Amerikanische Sperrhalfter / Noseband
Wie auch die anderen Reithalfterarten soll das Amerikanische Sperrhalfter, auch Mouthshutter genannt, verhindern, dass das Pferd das Maul zu weit aufsperrt oder, da wir es hauptsächlich im Westernreitsport finden, dass das Pferd bei der Rinderarbeit ein Rind beißt.

Das Amerikanische Sperrhalfter besteht wie das Englische Reithalfter aus einem Kopfstück und einem Nasenriemen. Dieser wird unter den Backenstücken, etwa zwei Zentimeter unter dem Jochbein verschnallt. Der Nasenriemen ist in den meisten Fällen nur etwa einen Zentimeter breit, besteht entweder aus gewachster Kordel oder Leder und übt, sperrt das Pferd das Maul auf, sehr punktuell Druck auf den Nasenrücken aus. Durch das in der Regel sehr feste Material lässt dieser Druck sofort wieder nach, wenn das Pferd das Maul wieder schließt.

Diese Art von Reithalfter ist oft in Gebrauch. In den meisten Turnierklassen sind sie verboten, auf dem Abreiteplatz jedoch erlaubt. Da das Beißen eines Rindes im Turnier mit hohen Strafpunkten geahndet wird, neigen manche Reiter zu äußerst brutalen Mitteln, um ihre Pferde daran zu hindern. Eine durchaus übliche Methode ist das Zuschnüren des Pferdemauls mit einem Nasenriemen aus Draht, eine unauffälligere Art, das Anbringen eines Drahtes unterhalb des eigentlichen Nasenriemens.

Die meisten Reiter kennen die unangenehme Wirkung des amerikanischen Reithalfters und setzen es nur vorübergehend zur Korrektur ein.

Quelle: wikipedia.de

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